Gesundheit

Die häufigsten Krankheiten bei Europäischen Landschildkröten 

können je nach Umgebung, Haltungsbedingungen und individuellen Faktoren variieren. Es ist zu bedenken, dass Europäische Landschildkröten Wildtiere sind, die gesundheitliche Probleme so lange wie möglich verbergen, um nicht das Opfer von Prädatoren zu werden. Das heißt, dass man seine Tiere sehr gut im Auge behalten sollte, damit man Verhaltensänderungen frühzeitig bemerkt und abklären kann.
Hier sind jedoch einige der häufigsten Krankheiten, die bei Europäischen Landschildkröten auftreten können
:

1. Atemwegserkrankungen:
Infektionen der Atemwege, wie Mykoplasmen-Rhinitis oder Herpesvirusinfektion, sind häufige Probleme bei Europäischen Landschildkröten. Diese Infektionen können zu Symptomen wie Nasenausfluss, Atembeschwerden, Lungenentzündungen und Augenentzündungen führen. Außerdem kann es zu Reizungen der Atemwege durch zu trockenes, staubiges oder schimmelndes Substrat kommen. Zugluft und Kalthaltung können ebenfalls zu Erkältungen und Lungenentzündung führen.

2. Verdauungsprobleme:
Verdauungsstörungen wie Verstopfung, Durchfall oder Darmverschluss können bei Europäischen Landschildkröten auftreten. Diese Probleme können durch eine unausgewogene Ernährung, das versehentliche Mitfressen von ungeeignetem Substrat (Rindenmulch, Holzschnitzel), Infektionen oder andere Faktoren verursacht werden.

3. Parasitenbefall:
Europäische Landschildkröten können von verschiedenen Parasiten wie Würmern oder Milben befallen werden. Ein Parasitenbefall kann zu Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit, Schwäche und anderen Symptomen führen. Während der Kältestarre kann ein Parasitenbefall zum Tode führen, deshalb sollte man regelmäßig mehrfach im Jahr Kotproben auf Darmparasiten untersuchen lassen.

4. Panzerprobleme: 
Europäische Landschildkröten können verschiedene Panzerprobleme entwickeln, wie z.B. Risse, Abszesse, Nekrosen oder Pilzinfektionen. Diese Probleme können durch Verletzungen, unsachgemäße Haltung oder mangelnde Hygiene verursacht werden. Auch können Deformationen des Panzers durch eine falsche Haltung verursacht werden, beispielsweise die Höckerbildung. Solche Deformationen gehen oft mit vielen anderen Beschwerden Hand in Hand und die Schildkröten leiden lebenslang unter ihren Handicaps. 

5. Mangel an Mineralstoffen und Vitaminen:
Eine nicht artgerechte Ernährung kann zu einem Mangel an wichtigen Vitaminen und  Mineralstoffen führen, was zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen bei Europäischen Landschildkröten führen kann. Es sollte den Tieren stets Kalzium in Form von Algenkalk und Sepia zur Verfügung stehen. Die Ernährung sollte artgerecht aus Wildkräutern bestehen.


6. Legenot:
Ist ein Schildkrötenweibchen nicht in der Lage seine Eier rechtzeitig abzulegen, droht eine Legenot. Die Ursachen können vielfältig sein, und sowohl organische als auch äußere Ursachen haben. Beispielsweise kommen Weibchen, die dauerhaft mit Männchen vergesellschaftet sind, häufig nicht zur Ruhe, und „übertragen“ ihre Eier. Die Eier werden dann immer stärker beschalt, und schwieriger abzulegen. Auch kann zu kaltes Wetter, Kalziummangel und Kalthaltung zur Problematik beitragen. Eine Legenot äußert sich durch erfolglose Probebohrungen, Hyperaktivität und anschließende Lethargie. Eine vermutete Legenot ist ein Notfall und sollte direkt reptilientierärztlich behandelt werden.

Es ist wichtig, dass Europäische Landschildkröten regelmäßig von einem Reptilientierarzt untersucht werden, um mögliche Krankheiten frühzeitig zu erkennen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Auf jeden Fall sollte im September vor der Kältestarre ein Vor-Starre-Checkup durchgeführt werden.
Eine gute artgerechte Haltung und Ernährung tragen dazu bei, das Risiko von Krankheiten bei Europäischen Landschildkröten zu minimieren.

Darmparasiten

Kotuntersuchung:

Eine Kotuntersuchung auf Darmparasiten sollte man unbedingt regelmäßig mehrmals jährlich durchführen lassen, und zwar vom Reptilientierarzt oder speziellen Laboren, denen man die Proben zusenden kann. 

Es wird empfohlen, ab einem leichten Befall entwurmen zu lassen. Man sollte bedenken, dass die Schildkröten nach Abschluss einer Wurmkur, also nach der letzten Gabe, noch mindestens 6-8 Wochen auf hochsommerlichen Temperaturen gehalten werden müssen, damit die abgestorbenen Würmer und das Entwurmungsmittel vor der Starre komplett ausgeschieden werden können. 

Es ist empfehlenswert, möglichst 3 Tage über ein Wochenende zu sammeln, und die Proben am Montag direkt zum Tierarzt zu bringen oder prioritär per Post verschicken. Für Gruppen macht man Sammelkotproben, für einzeln gehaltene Tiere, die zwischenzeitlich keinen Kontakt zu Artgenossen hatten, sammelt man über mehrere Tage für eine Einzelprobe. 

Ein handwarmes Bad entspannt und kann helfen, die Verdauung anzuregen.

Die Proben sollte man bis zum Verschicken oder Vorbeibringen beim TA in einem fest verschlossenen Kotröhrchen mit einem Tropfen Wasser im Kühlschrank aufbewahren.

Wer keinen Reptilien Tierarzt in der Nähe hat, kann die Kotprobe mit einem Tropfen Wasser beträufeln und in einem Polsterumschlag zu einem Labor einschicken. Per E-Mail oder Post bekommt man dann das Ergebnis inklusive Dosierungsanweisung der Medikamente, die man dann bei jedem Tierarzt (Dosierung je nach Gewicht) verordnet bekommen kann. 

Manche schildkrötenerfahrenen Haustierärzte sind auch in der Lage, die Proben selbst zu untersuchen. 

Während der Entwurmungsphase und danach sollte man gut auf die Hygiene achten, und stets frische, mit heißem Wasser und etwas umweltfreundlichem Spülmittel gereinigte, in der Sonne getrocknete Badeschalen mit frischen handwarmem Wasser anbieten, um den Flüssigkeitsverlust in Grenzen zu halten. Den Kot sollte man täglich absammeln, um einen Neubefall möglichst auszuschließen. An Lieblingsplätzen, zum Beispiel in Höhlen und Schlafkisten, spätestens nach der Behandlung oberflächlich das Erdreich austauschen. Eine Kontrolluntersuchung 2 Wochen nach Abschluss der Behandlung ist empfehlenswert. Falls noch Parasiten zu finden sind, wird nochmals entwurmt.

Nach der Entwurmung kann man den Wiederaufbau der wichtigen Darmflora in Rücksprache mit dem Tierarzt zum Beispiel mit Pro- und Präbiotika Gabe übers Futter unterstützen.

Papageienschnabel

Die Abnutzung des Schnabels bei Schildkröten erfolgt in der Regel auf natürliche Weise durch eine artgerechte Fütterung und bedarf in der Regel keiner künstlichen Kürzung. Bei Tieren, die über Jahre hinweg einer unangemessenen Ernährung ausgesetzt waren, die häufig das Fehlen faserreicher Wildkräuter, Sepia oder UV-B einschließt, besteht die Möglichkeit, geringfügige Schnabelverlängerungen durch eine Umstellung auf eine artgerechte Ernährung sowie die Bereitstellung von UV-B, Sepia und Algenkalk auszugleichen.

Im Falle einer deutlichen Schnabelüberlänge, die als sogenannter „Papageienschnabel“ bekannt ist, ist eine professionelle Kürzung durch einen Reptilientierarzt erforderlich. Dieser Prozess erfolgt oft in mehreren Schritten, da solche Schnäbel oft spröde sind und zunächst durch ausreichende Zufuhr von Kalzium und UV-B-Strahlung gestärkt werden müssen. Auch Schnäbel, die bereits teilweise abgebrochen sind, erfordern eine Vorstellung beim Reptilientierarzt, um weiteres Abbrechen zu verhindern.

Über- und Unterbisse des Kiefers sollten ebenfalls eingehend untersucht werden, insbesondere wenn Probleme beim Abreißen der Futterpflanzen festgestellt werden. Schildkröten mit Anomalien der Naso-Labialfalte bzw. des Gaumens sollten bereits als Schlüpflinge einem Reptilientierarzt vorgestellt werden und bedürfen einer besonders aufmerksamen Überwachung.

Die Untersuchung und Behandlung von Schnabelanomalien bei Schildkröten erfordert eine umfassende Herangehensweise, die nicht nur die äußere Erscheinung, sondern auch die zugrunde liegenden Ursachen berücksichtigt. Keinesfalls sollte unfachmännisch daran herumgefeilt werden.

Papageienschnabel vor und nach dem Kürzen, Fotos: Landschildkrötenhilfe Freiberg

Legenot (Dystokie)

Das Phänomen der Legenot, auch als Dystokie bezeichnet, stellt eine kritische Situation dar, die bei weiblichen Tieren, wie Reptilien, Vögeln oder einigen Wirbeltieren, auftreten kann. Legenot tritt auf, wenn das Weibchen Schwierigkeiten hat, seine Eier auf natürliche Weise abzulegen, sei es aufgrund mangelnder geeigneter Eiablageplätze oder anatomischer Hindernisse. Ein entscheidendes Erkennungsmerkmal der Legenot ist veränderte Verhalten des Weibchens. Es beginnt mit unruhigen Aktivitäten im Sand oder Substrat, wobei es probeweise Gruben gräbt, jedoch keine Eier legt. Dieses Verhalten wird zunehmend von einer gesteigerten Unruhe begleitet, während das Tier allmählich aufhört zu fressen. Oft tritt im Anschluss ein Zustand der Apathie ein. Dieses Verhalten ist ein alarmierendes Zeichen für eine potenzielle Legenot. Die Diagnose einer Legenot kann durch bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen erleichtert werden. Auf solchen Röntgenbildern werden die Eier im Bauchraum des betroffenen Tieres sichtbar. In einigen Fällen kann eine Verabreichung von Oxytocin, einem Hormon, das die Uteruskontraktionen stimuliert, unter tierärztlicher Aufsicht dazu führen, dass das Weibchen die Eier auf natürliche Weise legt, ohne dass eine invasive Operation erforderlich ist. Jedoch, wenn eines der Eier in einer ungünstigen Position liegt, beispielsweise quer oder verwachsen ist und dadurch den Weg für die anderen Eier blockiert, ist oft eine chirurgische Entfernung der Eier unausweichlich. Dieser Schritt ist von entscheidender Bedeutung, da eine nicht behandelte Legenot schwerwiegende gesundheitliche Folgen für das Weibchen haben kann, einschließlich des potenziellen Todes. Es ist erwähnenswert, dass Legenot nicht nur bei in Gesellschaft gehaltenen Weibchen auftritt, sondern auch bei allein gehaltenen Individuen, was die Bedeutung der frühzeitigen Erkennung und angemessenen tierärztlichen Intervention betont. Die Pflege und das Wohl der betroffenen Tiere erfordern daher besondere Aufmerksamkeit, um das Auftreten und die Folgen von Legenot zu minimieren. (Foto: Yvonne Wießner-Scholl)

Mykoplasmen 

sind eine Gruppe von Bakterien, die keine Zellwand besitzen und daher als kleinste bekannte freilebende Organismen gelten. Sie können verschiedene Krankheiten bei Tieren und Menschen verursachen. 

Bei Europäischen Landschildkröten können Mykoplasmen eine Infektion der Atemwege verursachen, die als Mykoplasmen-Rhinitis bekannt ist. Diese Infektion kann zu Symptomen wie Nasenausfluss, Atembeschwerden, Augenentzündungen und allgemeiner Schwäche führen. Es treten ebenfalls Lungenentzündungen und Augenentzündungen auf. In einigen Fällen kann die Infektion chronisch werden und zu schweren gesundheitlichen Problemen führen.
Mykoplasmen sind für Europäische Landschildkröten gefährlich, da sie das Immunsystem schwächen und die Tiere anfälliger für andere Krankheiten machen können. Die Infektion kann leicht auf andere Schildkröten übertragen werden, insbesondere wenn sie in engem Kontakt leben.
Es ist wichtig, dass Europäische Landschildkröten regelmäßig von einem Tierarzt untersucht werden, um mögliche Infektionen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Eine gute Hygiene und eine angemessene Haltung können dazu beitragen, das Risiko einer Mykoplasmen-Infektion zu verringern.
Vor der Vergesellschaftung von Europäischen Landschildkröten ist es wichtig, eine angemessene Quarantänezeit einzuhalten, um das Risiko einer Übertragung von Krankheiten zu minimieren. Außerdem sollten mehrere Tests auf Herpes und Mykoplasmen erfolgen.

„Die Diagnose wird durch eine Tupfer-Probe (von den Choanen der Schildkröten) oder eine Nasenspülung durchgeführt. Die Tupfer werden in ein Labor (z.B. exomed) gesendet, das PCR-Untersuchungen durchführt. Hierbei wird das Erbgut von Mykoplasmen untersucht und man kann die Spezies identifizieren.“ (Quelle: Exomed.de)

Bei Europäischen Landschildkröten sind verschiedene Stämme von Mykoplasmen bekannt, die Infektionen verursachen können. Hier sind einige der häufigsten Stämme von Mykoplasmen, die bei Europäischen Landschildkröten identifiziert wurden: 

1. Mycoplasma agassizii: 
Dieser Stamm von Mykoplasmen ist einer der bekanntesten und am weitesten verbreiteten bei Europäischen Landschildkröten. Er verursacht die Mykoplasmen-Rhinitis, eine Infektion der Atemwege, die zu Symptomen wie Nasenausfluss, Atembeschwerden und Augenentzündungen führen kann. 

2. Mycoplasma testudineum:
Dieser Stamm von Mykoplasmen wurde ebenfalls bei Europäischen Landschildkröten identifiziert und kann ähnliche Symptome wie die Mykoplasmen-Rhinitis verursachen. 

3. Mycoplasma dromedarii:
Dieser Stamm von Mykoplasmen wurde ursprünglich bei Dromedaren identifiziert, kann aber auch bei Europäischen Landschildkröten vorkommen. Es kann zu Atemwegsinfektionen führen und ähnliche Symptome wie die Mykoplasmen-Rhinitis verursachen. 

Es ist wichtig zu beachten, dass Mykoplasmen-Infektionen bei Europäischen Landschildkröten oft durch eine Kombination verschiedener Stämme verursacht werden können. Die genaue Identifizierung der beteiligten Stämme erfordert spezielle Labortests und Untersuchungen. 

Die Behandlung von Mykoplasmen-Infektionen bei Europäischen Landschildkröten kann schwierig sein, da diese Bakterien oft resistent gegen viele Antibiotika sind. Eine frühzeitige Diagnose, eine angemessene Behandlung und eine gute Hygienepraxis sind entscheidend, um die Ausbreitung von Mykoplasmen-Infektionen zu verhindern und die Gesundheit der Schildkröten zu erhalten. 

Herpesviren 

können bei Europäischen Landschildkröten eine Krankheit namens Herpesvirusinfektion verursachen. Diese Infektion kann schwerwiegende Auswirkungen haben und tödlich seinHäufig müssen betroffene Tiere vom Reptilientierarzt euthanasiert werden.

Das Herpesvirus bei Europäischen Landschildkröten kann verschiedene Symptome verursachen, darunter AtembeschwerdenNasenausfluss, Augenentzündungen, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Lethargie und Hautveränderungen. In einigen Fällen kann es auch zu neurologischen Symptomen wie Koordinationsstörungen oder Lähmungen kommen. 

Die Herpesvirusinfektion kann sich schnell ausbreiten und andere Schildkröten in der Umgebung infizieren. Es ist bekannt, dass das Virus über direkten KontaktTröpfcheninfektion oder kontaminierte Umgebungen übertragen wird. 

Es gibt keine spezifische Behandlung für die Herpesvirusinfektion bei Europäischen Landschildkröten. Die beste Vorgehensweise besteht darin, die Ausbreitung der Infektion zu verhindern, indem infizierte Tiere fernab der gesunden Tiere isoliert und eine gute Hygienepraxis eingehalten wird. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung anderer zugrunde liegender Krankheiten oder Immunschwächen kann ebenfalls dazu beitragen, die Auswirkungen der Infektion zu minimieren. 

Es ist wichtig, dass Europäische Landschildkröten regelmäßig von einem Reptilientierarzt untersucht werden, um mögliche Infektionen frühzeitig zu erkennen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die Ausbreitung dieser gefährlichen Krankheit zu verhindern.
Vor der Vergesellschaftung von Europäischen Landschildkröten ist es wichtig, eine angemessene Quarantänezeit einzuhalten, um das Risiko einer Übertragung von Krankheiten zu minimieren. Außerdem sollten mehrere Tests auf Herpes und Mykoplasmen erfolgen.
Siehe unten Abschnitt Quarantäne.

Bei Europäischen Landschildkröten sind verschiedene Herpesvirus-Stämme bekannt, die Infektionen verursachen können. Hier sind einige der häufigsten Herpesvirus-Stämme, die bei Europäischen Landschildkröten identifiziert wurden: 

1. Europäisches Schildkrötenherpesvirus (European Tortoise Herpesvirus, ETHV):
Dieser Stamm von Herpesvirus ist spezifisch für Europäische Landschildkröten und kann schwere Krankheiten verursachen. Es wird angenommen, dass ETHV für das sogenannte „Schildkrötenherpesvirus-Syndrom“ verantwortlich ist, das zu Atemwegsproblemen, Hautveränderungen, neurologischen Symptomen und sogar zum Tod führen kann. 

2. Testudo herpesvirus 1 (TeHV-1):
Dieser Stamm von Herpesvirus wurde bei Europäischen Landschildkröten identifiziert und kann ähnliche Symptome wie das ETHV verursachen. Es wird angenommen, dass TeHV-1 eine enge Verwandtschaft mit ETHV hat und möglicherweise eine Variante desselben Virus ist. 

Es ist wichtig zu beachten, dass Herpesvirus-Infektionen bei Europäischen Landschildkröten schwerwiegende Auswirkungen haben können und tödlich sein können. Eine frühzeitige Diagnose, eine angemessene Behandlung und eine gute Hygienepraxis sind entscheidend, um die Ausbreitung von Herpesvirus-Infektionen zu verhindern und die Gesundheit der nicht infizierten Schildkröten zu erhalten. 

Gesundheit

Ursachen und Vorbeugung der häufigsten Verletzungen von Schildkröten in der Reptilientierarztpraxis

  1. Prädatoren:
    • Problematik: Haushunde, Waschbären, Marder, Ratten und Krähen können Schildkröten schwer verletzen, indem sie Kratzer und Bisswunden verursachen oder die Tiere aus dem Gehege verschleppen.
    • Vorbeugende Maßnahmen: Verwenden Sie rattensichere Volieren, Elektrozäune, mardersichere Volieren-Gitter und Überwinterungsgruben. Tägliches Einsperren vor Einbruch der Dämmerung kann ebenfalls hilfreich sein.
  2. Fehlerhafte Vergesellschaftung:
    • Problematik: Ungeeignete Partner können Biss- und Paarungsverletzungen verursachen, die zu Stress und lebensbedrohlichen Infektionen durch Fliegenmaden und Bakterien führen können.
    • Vorbeugende Maßnahmen: Sorgfältige Auswahl und Überwachung bei Vergesellschaftung von mehreren Tieren.
  3. Entlaufen der Tiere:
    • Problematik: Schildkröten, die aus dem Gehege entkommen, sind Gefahren wie Rasenmähern, Fahrzeugen und Prädatoren ausgesetzt.
    • Vorbeugende Maßnahmen: Absicherung von Gehegen, Vermeidung von Kletterhilfen zur Verhinderung des Entlaufens, Nutzung von Volierengehegen.
  4. Überhitzung:
    • Problematik: Hitzestau im Gehege, Terrarium oder Frühbeet kann für Schildkröten fatal sein.
    • Vorbeugende Maßnahmen: Schattierung, viele Verstecke, Frühbeetöffner und dichte Bepflanzung. Eine temperaturgesteuerte Technik und thermostatgeführte Steuerung der Temperatur sind essenziell.
  5. Ersticken:
    • Problematik: Schildkröten können ersticken, wenn sie auf den Rücken fallen oder sich strangulieren.
    • Vorbeugende Maßnahmen: Sicherstellen, dass keine gefährlichen Situationen im Gehege vorhanden sind, die ein Umfallen oder Strangulation verursachen können.
  6. Mangelhafte Einfriedung:
    • Problematik: Unzureichende Einfriedungen können zu Verletzungen wie Abrieb der Fußbeschuppung oder Wunden durch Drahtmaterialien führen.
    • Vorbeugende Maßnahmen: Eine glatte, blickdichte Einfriedung verwenden, um solche Verletzungen zu vermeiden.
  7. Abrieb des Panzerhorns:
    • Problematik: Abrieb durch Entlangschleifen an harten Oberflächen wie Beton kann zu Problemen führen.
    • Vorbeugende Maßnahmen: Der Einsatz von Holz kann helfen, den Abrieb zu reduzieren.
  8. Panzerverletzungen:
    • Problematik: Einstürze von unbefestigten Steinaufbauten oder Mauern durch Untergraben können den Panzer schädigen.
    • Vorbeugende Maßnahmen: Sicherstellen, dass alle Aufbauten stabil sind und mit Mörtel befestigt werden.

Beispiele für Verletzungen, links: Paarungsverletzung Kloake, mittig: Paarungsverletzung Bauchpanzer, rechts: Schwere Verletzungen durch Haushund (alle Fotos: Schildkröten Auffangstation Kitzingen e.V.)

Vor-Starre-Checkup beim Reptilientierarzt

Um Schwierigkeiten zu verhindern, empfehlen Reptilientierärzte, spätestens sechs Wochen vor der Einwinterung eine sorgfältige Überprüfung des Gesundheitszustands durchzuführen. Diese Überprüfung sollte eine allgemeine klinische Untersuchung sowie eine Untersuchung des Kots umfassen. Wenn eine Behandlung gegen Parasiten erforderlich ist, sollte mit dem Einwintern erst sechs Wochen nach der letzten Verabreichung von Medikamenten begonnen werden. Dies liegt daran, dass bei niedrigen Temperaturen die Medikamente im Körper nicht richtig abgebaut und ausgeschieden werden können. Ein vollständiger Gesundheitscheck sollte auch eine Röntgenuntersuchung einschließen, um Krankheiten wie Lungenerkrankungen, verbleibende Eier oder Harnblasensteine zu erkennen. Bei Tieren, die mehr als 120 g wiegen, ist es außerdem ratsam, eine Blutuntersuchung durchzuführen. Dies ermöglicht es, den Zustand der Organe des Tieres anhand von Leber- und Nierenwerten sowie Elektrolyten besser einzuschätzen.

Hier findet man eine Liste mit Reptilientierärzten der AGARK (Reptilientierärzte der DGHT)

Quarantäne von Europäischen Landschildkröten

Es gibt Krankheiten bei Schildkröten, die man den Tieren äußerlich nicht ansieht. Die Tiere können gesund aussehen und äußerst aktiv und fit erscheinen. Dennoch tragen viele Tiere gefährliche Bakterien und Viren in sich, die ganze Schildkrötenbestände in kürzester Zeit gefährden und sogar ausrotten können. Darum ist es wichtig, neue Schildkröten vor einer eventuellen Vergesellschaftung zunächst in Quarantäne zu nehmen und sie testen zu lassen. In dieser Zeit sind die Quarantänetiere zu behandeln wie infizierte Tiere, um die eigenen Tiere keinerlei Sicherheitsrisiko auszusetzen. Zunächst werden stets die Bestandstiere versorgt, im Anschluss die in Quarantäne befindlichen Tiere. Die Hände sollten stets gründlich gewaschen und desinfiziert werden. Werkzeuge, Gerätschaften und Einrichtungsgegenstände sollten nicht von einem Gehege ins andere gebracht werden, sondern gekennzeichnet werden und vor Ort separat gelagert werden. Für die Reinigung von Futter- und Wasserschalen sollten beispielsweise gekennzeichnete Abwaschbürsten verwendet werden. Vor dem Gehege Wechsel sollte auch ein Schuh- und Handschuhwechsel erfolgen. 

Futterpflanzen dürfen wegen Infektionsgefahr nicht aus dem Quarantänegehege an andere Tiere verfüttert werden. Reptilientierärzte empfehlen meist Quarantänedauern von 1 – 2 Jahren. In dieser Zeit sollten bei allen zu vergesellschaftenden Tieren -auch den Bestandstieren- in Rücksprache mit dem behandelnden Reptilientierarzt mehrfach Tests auf Herpes und Mykoplasmen, bei Bedarf auch auf Rana und Virus X, durchgeführt werden. Sollten diese Tests alle negativ ausgefallen und auch die Kotuntersuchungen auf Darmparasiten in Ordnung gewesen sein, so können die Tiere vergesellschaftet werden.

Hier sind einige Schritte, die während der Quarantänezeit von idealerweise 1 – 2 Jahren beachtet werden sollten: 

1. Trennung der neuen Schildkröte:
Die neue Schildkröte sollte in einem separaten Gehege und Frühbeet untergebracht werden, das von den bereits vorhandenen Schildkröten weit räumlich getrennt ist. Dadurch wird direkter Kontakt und mögliche Übertragung von Krankheitserregern vermieden. Eine gemeinsame Kühlschrankstarre sollte mit Quarantänetieren nicht erfolgen.

2. Tierärztliche Untersuchung:  
Die neue Schildkröte sollte von einem Reptilientierarzt gründlich untersucht werden, um mögliche Krankheiten oder Parasiten zu identifizieren. Dies ist besonders wichtig, um eine Mykoplasmen-Infektion oder andere ansteckende Krankheiten wie Herpes auszuschließen. Dies sollte vor einer geplanten Vergesellschaftung natürlich bei allen zu vergesellschaftenden Tieren erfolgen, insofern noch keine negativen Tests vorliegen. 

3. Beobachtung der neuen Schildkröte: 

Während der Quarantänezeit sollte die neue Schildkröte regelmäßig beobachtet werden, um Anzeichen von Krankheiten oder Parasiten zu erkennen. Dazu gehören Veränderungen im Verhalten, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Atembeschwerden oder Anzeichen von Infektionen wie Nasenausfluss, Atemgeräusche, Augen- und Ohrenentzündungen. Kot sollte standardmäßig mehrfach jährlich auf Darmparasiten untersucht werden. 

4. Hygiene: 

Während der Quarantänezeit ist es wichtig, eine gute Hygienepraxis einzuhalten. Dies beinhaltet regelmäßiges Händewaschen vor und nach dem Umgang mit den Schildkröten, die Desinfektion, die Verwendung von separatem Zubehör für die neue Schildkröte und die regelmäßige Reinigung des Quarantänegeheges. Bei Begehen der Gehege ist ein Schuhwechsel oder Schuhüberzieher nötig, damit keine Erreger von einem Gehege ins nächste getragen werden können. 

Die Dauer der Quarantänezeit kann je nach Situation variieren, aber in der Regel wird von vielen Reptilientierärzten eine Quarantänezeit von allermindestens 8 Wochen mit 2 Tests auf Herpes und Mykoplasmen empfohlen, um sicherzustellen, dass die neue Schildkröte gesund ist und keine Krankheiten auf die bereits vorhandenen Schildkröten überträgt. Idealerweise wird jedoch eine Quarantänezeit von 1 – 2 Jahren eingehalten, wobei Tests auf Herpes und Mykoplasmen (+ eventuell RANA/VirusX)  einmal direkt nach dem Aufwachen aus der Kältestarre vorgenommen werden. Diese Tests gelten als besonders aussagekräftig, da die Immunabwehr in dieser Jahreszeit reduziert ist. 

Foto: Quarantänegehege, Landschildkrötenhilfe Freiberg

Salmonellen

Salmonellen sind stäbchenförmige Bakterien, die zu Erkrankungen wie Salmonellosen führen können, welche sowohl bei Menschen als auch bei Tieren auftreten. Besonders Schildkröten und andere Reptilien können Salmonellen auf ihrer Haut oder in ihrem Kot tragen, ohne selbst Symptome zu zeigen. Eine Ansteckung erfolgt hauptsächlich durch den oralen Kontakt mit den Bakterien, etwa über kontaminierte Nahrung. Direkter Hautkontakt allein führt in der Regel nicht zu einer Infektion.

Bei einer Salmonelleninfektion leiden Betroffene meist an Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall, Übelkeit und Bauchschmerzen. Da Salmonellosen in Deutschland meldepflichtig sind, muss ein Arzt aufgesucht werden, der die Erkrankung dem Gesundheitsamt meldet.

Um das Risiko einer Infektion zu minimieren, sollten folgende Hygieneregeln beachtet werden:

  • Nach jedem Kontakt mit Schildkröten oder anderen Reptilien gründlich die Hände waschen.
  • Während des Umgangs mit den Tieren keine Nahrungsmittel konsumieren.
  • Schildkröten nicht in Mundnähe bringen oder küssen.
  • Kinder nicht unbeaufsichtigt mit Reptilien spielen lassen.
  • Schildkröten sollten nicht auf dem Boden oder den Spielsachen von Kindern laufen.

Die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) bewertet das Risiko einer Salmonelleninfektion durch Schildkröten als gering, solange diese Hygienemaßnahmen beachtet werden. Tatsächlich treten Infektionen häufiger durch den Verzehr von rohem Geflügel oder Eiern auf als durch den Kontakt mit Reptilien.