Umzug mit 19 Panzern

Wenn 19 Schildkröten und ihre Besitzerin umziehen, wird es laut, staubig, ziemlich chaotisch – und am Ende einfach wunderschön. Begleite uns durch Rita Kleins Bauprojekt voller Herz, Humor, Hügel – und der einen oder anderen Kiste voller Kacke.

19 Schildkröten ziehen um

von Rita Klein

Der Begriff Umzug bedeutet den Wechsel von einem Wohnort zu einem anderen, also das Umziehen in eine neue Wohnung. Laut Duden umfasst ein Umzug auch festliche Aufzüge oder Demonstrationen. Laut meinen Schildkröten bedeutet Umzug puren Stress: Autofahren in Kisten voller Kacke und mutwilliges Aussetzen in völlig fremder Umgebung.

Das neuerrichtete Gehege für 19 griechische Landschildkröten.

Trotzdem war klar: Ein Umzug ohne meine Schildkröten kommt nicht infrage.

Da ich langsam in die Jahre komme, in denen man sich überlegt, was man alles vom Boden aufheben könnte, wenn man schon mal unten ist, bevor man sich am Türrahmen wieder aufrichtet, war klar: Ich brauche ein altersgerechtes Gehege – für mich und meine 19 Jungs. Ich möchte nicht mehr über Gehegeumrandungen klettern müssen und ich will auch nicht mehr stundenlang Gras jäten. Ich brauche ein Futterangebot in rückenschonender Höhe und Wege, die breit genug sind, um sie eines Tages mit dem Rollator begehen zu können.

Im neuen Domizil stehen mir 90 m² für das Gehege zur Verfügung – und im Gegensatz zum ersten Gehegebau ein gut gefüllter Geldbeutel. Jetzt kann der Traum von mediterranen Mäuerchen, Steinhügeln und einer schönen Wasserstelle Wirklichkeit werden – und dazu braucht es Manneskraft in Form einer Garten- und Landschaftsbaufirma.

Der Bau beginnt mit dem Erstellen der Schildkrötenburg. Der Bagger gräbt eine Grube: 1 m tief, 1 m breit und 9 m lang.


Eine Schalung entsteht (wir haben Glück und müssen nur drei Seiten betonieren – auf der Garagenseite stoßen wir auf ein gigantisches Fundament). Das Fundament der Burg wird gegossen.

Auf den Grund der Grube kommt Drainagebeton, nachdem das mysteriöse Rohr, das unter der Garage auftaucht, in die Tiefe geführt wird.


Die lehmige Erde wird mit Sand gemischt, bevor sie – wie durch Zauberhand – wieder in die Grube wandert.

Der erste mediterrane Hauch weht durch das zukünftige Gehege, als die Burgmauern Tag für Tag wachsen. (Bild 7)
Die Zeit vergeht zu schnell, die Starre ruft. Also bauen wir die Deckel der Schildkrötenburg nur provisorisch, packen die Krötchen samt ihren Schlafhäusern und der Technik an ihren Platz und verhüllen das Bauwerk mitsamt Bewohnern bis zum Frühjahr.

Das Frühjahr ist da – und mit ihm die fleißigen GaLa-Leute. Im Gehege wird die Erde 60 cm tief abgetragen. Der Abtransport gestaltet sich schwierig, denn die Container werden nicht zügig abgeholt. Die Zeit drängt – inzwischen sind die Jungs wach.


Irgendwann ist dann der letzte Krümel Erde weggeschafft und es ist Zeit für den groben Kalkschotter. 30 cm hoch bildet er hoffentlich eine Grassperre für die nächsten Jahre.
Nun wird die Schalung für das Fundament der nächsten Steinmauer erstellt – sie bildet die neue Gehegeumrandung. Zwei Säulen am Eingang des Geheges werden später bepflanzt.
Das Fundament wird gegossen, anschließend wird feiner Kalksplitt im Gehege aufgefüllt.

Die Landschaft wird mit vier Hügeln gestaltet. Alle Hügel sind untertunnelt und haben fünf bis sechs Eingänge. Sie sind begehbar – und es ist tatsächlich für so manchen meiner Jungs unmöglich, sie wieder zu verlassen, nachdem sie sie erklommen haben. Sie irren dann im Kreis herum, bis ich mich erbarme und ihnen den Weg zeige. Vielleicht lernen sie es ja noch und machen die Mama stolz.

Die Gehegemauer wächst jetzt in die Höhe – und endlich kommt der Tag, an dem mithilfe von Schalungsbrettern eine provisorische Gehegeumrandung gezimmert wird. Die wachen Jungs können jetzt – wenn die Arbeiter nicht da sind – ihr kahles Gehege erkunden.

Die Wasserstelle – mein persönliches Highlight – wird in Angriff genommen. Ich zeichne die Umrisse in den Schotter, und eine Senke wird betoniert. Der Beton soll wasserdicht sein, wird mir versichert.
Nach dem Trocknen werden die Bruchsteinplatten mit wasserfestem Steinkleber angebracht und verfugt.

Während ich das Befüllen der Wasserstelle kaum erwarten kann, wird die Gehegemauer fertiggestellt. Die Hochbeete werden montiert und befüllt.


Nach einer erfolgreichen Diebestour mit meiner Freundin auf der Wiese ihrer Mutter kann ich die Hochbeete und Blumentöpfe mit wunderbaren Unkräutern bepflanzen.

Und dann kommt der Tag, auf den ich lange gewartet habe: Die Bäume und Sträucher werden gesetzt. Ich habe eine Zierkirsche, eine Hängekirsche, eine Felsenbirne, eine Magnolie, ein Olivenbäumchen, eine schwarze Maulbeere, einen Hibiskus, ein Kieferchen, Lavendel, Rosmarin, ein winziges Currysträuchlein, Taglilien, Storchschnabel und Fingerkraut.
Storchschnabel, Taglilien und Fingerkraut werden von meinen Jungs ziemlich sofort vernichtet – die Reste davon habe ich mit Steinen umzingelt und bete um ihren Fortbestand.

Eine wunderschöne Trockenmauer lockt mit köstlichen Leckereien in unerreichbarer Höhe.
Ein Eingangstor und ein netter Torbogen vervollständigen schließlich den Eingangsbereich.

Jetzt fehlt nur noch die Abdeckung der Schildkrötenburg. Dazu wird ein stabiler Holzrahmen gebaut, die Alltop-Scheiben bekommen rundherum Aluprofile und werden mit stabilen Scharnieren am Holzrahmen befestigt. Ich kann die Scheiben momentan mit einer Holzstütze offenhalten – vielleicht montiere ich aber auch Deckelheber, wenn ich geeignete finde. Die Burg wird mit einer Hühnerklappe verschlossen.

Die groben Arbeiten sind nun abgeschlossen. Das Gehege wird noch mit Baumstämmen, Wurzeln usw. bestückt. Vermutlich findet auch noch ein bisschen Kitsch seinen Weg hinein. Die Jungs werden sich daran nicht stören – und die Mama freut’s.
Bis zum Ende der Saison werde ich – gemütlich zwischen meinen Jungs sitzend – neue Ideen für den nächsten GaLa-Bau-Einsatz sammeln.

Auch von Rita Klein:

Rita Klein ist Autorin des Schildkröten-Krimis  Die Buchstaben-Tiere“ aus dem Kleintierverlag, dessen Erlös Schildkrötenprojekten zugute kommt!

Darüberhinaus engagiert sie sich intensiv ehrenamtlich im Schildkrötenschutz bei schildkroetensuche.org.

Ritas Schildkrötenkrimi aus dem Kleintierverlag

Wie man seine Schildkröte richtig transportiert, erfährt man im Artikel Transport.