Gehege-Einfriedung

Ein sicheres Schildkröten Gehege

Das neu angelegte Gehege von Marina Glaser. Das Hanglage gibt diesem Gehege einen ganz besonderen Touch, allerdings erfordert diese Lage auch eine besonders durchdachte Planung der Einfriedung.

Höhe der Einfriedung

Die Einfriedung, beziehungsweise Umrandung, des Schildkröten Geheges sollte möglichst 50, besser 60 cm hoch sein und innen aus möglichst glattem Material bestehen. Die Einfriedung sollte 15-20 cm ins Erdreich ragen, um Ausbruchsmöglichkeiten bei Graben oder einem „Arbeiten“ der Einfriedung auszuschließen. Die Schildkröten sollten auch, wenn sie übereinander klettern, niemals den Gehegerand mit ihren Krallen erreichen dürfen, da sie sich dann hochziehen können.

Dies ist zum Glück nur eine Unterteilung innerhalb der Gehege, Foto: Lisa Taferner. Man sieht gut, wie die Schildkröte sich am Rand hochzieht.

Steppenschildkröten

Achtung: Für Steppenschildkröten sollte noch wesentlich besser rundum abgesichert werden, da diese Art extrem gut gräbt und klettert. Im Habitat graben Testudo horsfieldii bis zu 14 m lange, bis zu 4 m tiefe Gänge, um den extremen Temperaturen ihres Lebensraumes entgehen zu können. Oft wird empfohlen, Gehege dieser Art rundum abzusichern. Wird ein Gitter im Erdreich verlegt, so sollte es mit einer dicken Schicht groben Schotters abgedeckt werden, zum Schutz vor Hängenbleiben der Tiere beim Graben. Für Steppenschildkröten empfiehlt sich die Verwendung von Volieren, da sie wahre Ausbrecherkönige sind.

Poröse Oberflächen

An Porenbeton, wie er zum Beispiel für Pflanzsteine verwendet wird, kann aufgrund der spitzen Krallen unserer Schützlinge gut geklettert werden. Auch an Putz und verputzten Mauern können Schildkröten aufgrund ihrer spitzen Krallen gut klettern. Hier ist unbedingt ein nach Innen überstehender Überkletterschutz oder eine Gitterabdeckung nötig. Poröse Einfriedungen können durch das Anbringen einer glatten Verkleidung innen ausbruchsicher gemacht werden.

Hier sieht man sehr gut, wie leicht an Porenbeton-Steinen geklettert werden kann. Hier im Bild eine Dosenschildkröte, Terrapene ornata. Foto: www.turtlerescues.org

Holz

Aufgrund seiner Versatilität und individuell gestaltbarer Optik werden traditionell beim Bau von Schildkröten-Gehegen gerne Einfriedungen aus Holz verwendet. Bei der Holzauswahl sollte man langlebige Holzsorten wählen, und sie zum Wetterschutz mit umweltfreundlichen Lasuren behandeln. Wenn man auf den „Blauen Umweltengel“ auf den Dosen achtet, kann man die Farbe bedenkenlos im Gehege verwenden.

Das mediterran gestaltete Hang-Gehege von Marina Glaser für zwei Griechische Landschildkröten, aus zweifach geölten Douglasienbrettern, die von oben in Steine mit selbstgefertigten Nuten eingeschoben wurden.


Allerdings ist Holz nur eingeschränkt haltbar und sollte regelmäßig auf seine Stabilität hin überprüft werden und falls nötig erneuert werden. Zu bedenken ist, dass regelmäßig Schildkröten aufgrund morscher Holzeinfriedungen aus ihren Gehegen entkommen. Jägerzäune sind nicht geeignet zur Einfriedung, da sie leicht durchdrungen werden können.

Ein Gehege mit klassischer Holzeinfassung, bei der Landschildkrötenhilfe Freiberg. Gut zu sehen im Vordergrund ist eine nach innen überstehende Leiste als Überkletterschutz.

Beet-Rollis

Bei der Verwendung von sogenannten Beet-Rollis ist zu beachten, dass sie als alleiniger Zaun nicht geeignet sind, sondern nur zur Verkleidung von bestehenden Zäunen, beispielsweise Draht- , Kleintier- und Maschendrahtzäunen oder Gittermatten-Zäunen. Sie werden auch gerne als Sichtschutz und zur Absicherung von Volierengehegen genutzt.
Die an den Beet-Rollis befestigten Drähte sollten -auch wenn das optisch nicht ideal erscheint- stets nach außen hin angebracht werden, da sie sonst als Ausstiegshilfe („Trittleiter-Effekt“) dienen können und zu schweren Verletzungen führen können. An den Drähten kann man die Beet-Rollis sicher mit Edelstahl-Kabelbindern am Zaun befestigen. Aufgrund der begrenzten Lebensdauer sollten Beet-Rollis regelmäßig auf ihre Haltbarkeit hin überprüft werden.

Beetrollis als blickdichte Einfriedung und Kletterschutz an einem Volierengehege. Die Rundung unten rechts soll Kletterversuche vermeiden. Beetrollis werden aufgrund mangelnder Stabilität nicht als alleinige Einfriedung genutzt. Der Draht darf nicht ins Gehege gerichtet werden.

WPC

Eine Art von Holzoptik kann auch durch WPC Dielen und Platten erzielt werden, die angeblich bis zu 30 Jahre halten sollen. In den letzten Jahren werden diese Kunstholz-Platten vermehrt für den Gehegebau verwendet. Hierbei sollte man darauf achten, dass es keine nach Innen gewandten horizontalen Maserungen im Holz gibt, die als Trittleiter dienen könnten.

Jungtiergehege aus WPC Platten (Achtung, zu niedrig für adulte Tiere), Landschildkrötenhilfe Freiberg.

Hohlkammerplatten

Gerne werden immer häufiger Hohlkammerplatten verwendet. Bei kleinen Gehegen kommt diese lichtdurchlässige Art der Einfriedung einer besseren Beleuchtung des Geheges zu Gute, und damit der Aktivität der Tiere. Im unteren Bereich sollte ein Sichtschutz geschaffen werden, oder opaque Platten verwendet werden.

Gehege mit getönten Hohlkammerplatten, bei der Landschildkrötenhilfe Freiberg.

Naturstein

Naturstein-Mauern sind optisch sehr ansprechend, laden jedoch zum Klettern ein. Hier sollte in jedem Fall für Überkletter-Schutz gesorgt werden. Mauern und Höhlen etc. sollten stets fest vermörtelt werden, um die Schildkröten nicht durch ein eventuelles Zusammenbrechen zu gefährden. Unten sollte ein glattes Material ca. 30 cm hoch angebracht werden, um Klettern zu vermeiden. Obenauf sollten nach innen überstehende Abdeckplatten angebracht werden.

Volieren

Mit einer Abdeckung über dem Gehege, beispielsweise einer Voliere, beugt man einerseits dem Entlaufen vor und andererseits bieten man seinen Schildkröten damit guten Schutz vor Fressfeinden. Besteht hoher Fressfeinde-Druck, empfiehlt sich zur Sicherheit die Verwendung von rattensicherem Volieren Draht als Bespannung. In diesem Fall sollten die Maschen nicht weiter als 0,8 cm sein. Ist es möglich, eine Voliere zu errichten, so würde ich persönlich stets dazu raten. Eine Voliere sichert unsere Tiere bestmöglich ab. Volieren müssen im unteren Bereich mit einer glatten, nicht überkletterbaren Barriere versehen werden. Oft bieten sich dafür Beetrollis an.

Jungtiergehege „waschbärsicher“, aus Prädatoren abwehrendem, stabilen Volierendraht, von André Piksa
Ti Nas Ausbrecher im Quarantänegehege, hier sieht man, wie wichtig ein Kletterschutz an Drahtgeflecht ist (bit.ly/Schildisuche).

Zoograben

Manche Halter nutzen einen Zoograben, wobei das Gehege innen rundum entlang der Einfriedung tiefergelegt wird. Aufgrund des recht hohen Aufwandes und des dafür benötigten Platzbedarfes wird diese Variante eher selten verwendet.

Sichtschutz

Die Schildkröten sollten nicht auf Augenhöhe aus dem Gehege schauen können, da sie die Einfriedung dann nicht als Grenze verstehen. Ein Sichtschutz sollte also in jedem Fall angebracht werden. Dies gilt auch für Frühbeete ohne Sockel. Auch hier sollte man beispielsweise mit einer opaquen Sichtschutzfolie für Undurchsichtigkeit sorgen. Dasselbe gilt natürlich für alle Arten der Haltung.

Der Sichtschutz bzw. Kletterschutz sollte durchgängig angebracht und oben fixiert werden, damit er nicht als Klettermöglichkeit dienen kann (Foto: www.turtlerescues.org). Diese Horsfieldii ist ein wahrer Ausbrecherkönig, wie die meisten Vertreter ihrer Art.

Drahtzäune

Maschendrahtzäune, Kleintierzaun und andere Stahl- oder Drahtzäune sind ohne zusätzliche glatte Verkleidung für Schildkröten absolut nicht geeignet, da daran sehr leicht geklettert werden kann. Leider hat es bei solchen Zäunen schon viele schwere Verletzungen, Amputationen und sogar Todesfälle gegeben, wenn die Tiere sich darin beim Überklettern erhängt haben oder mit Gliedmaßen darin hängen geblieben sind. Auch können sie sich beim Herunterstürzen im schlimmsten Fall das Genick brechen.

Drahtzäune sind leicht überkletterbar, nicht nur für aquatile Schildkröten. (Foto: Turtle Rescue of Long Island)

Gabionen

Sehr beliebt sind Gabionen-Wände, allerdings sind sie nur mit einem hohen, glatten Kletterschutz „schildkrötensicher“. In kleinen Gehegen ist die massive Steinwand eher ungeeignet, da sie die Gehege abdunkelt. Von der Verfüllung mit schwarzen Steinen (z.B. Lava) ist abzuraten, da sie sehr hohe Temperaturen erreichen, und diese lange abstrahlen. In einem Standard-Gehege kann es dadurch leicht zu Überhitzung kommen. Wenn, dann sollten nur helle Gesteine verwendet werden.

Sicherheitsabstand

Von der Einfriedung sollte mit Einrichtungsgegenständen und Versteckpflanzen möglichst ein Sicherheitsabstand von mindestens 1,5 Schildkrötenlängen eingehalten werden, damit diese Objekte nicht als Trittleiter missbraucht werden können.

Ecken

Schildkröten klettern gerne und optimal in Gehegeecken. Falls es irgendwie möglich ist, sollte man versuchen, diese Ecken abzurunden, damit die Attraktion zum Klettern nicht mehr ganz so groß ist. Oft kann man dies gut mit biegsamen Materialien wie beispielsweise Beetrollis bewerkstelligen.

Kleintier-Ausläufe

Solche Gehege müssen zwingend im Erdreich mit zahlreichen Heringen und an den Ecken mit großen Erdankern fixiert werden, da sie ansonsten einfach hochgedrückt und unterklettert werden können. Viele Schildkröten sind so bereits aus solchen Kleintier-Gehegen entkommen. Auch sollte eine Gehege-Einfriedung immer ein gutes Stück weit ins Erdreich reichen, um Unterkletter-Versuche zu unterbinden. Man kann zur zusätzlichen Stabilisierung außen herum Rasenkantensteine setzen. Innen muss ein glatter Überkletterschutz angebracht werden, der nicht transparent sein sollte (Sichtschutz). Zu beachten ist auch, dass man die empfohlene Mindestgröße von 10 m2 pro adultem Tier anbieten sollte, das heißt, man muss handwerklich in der Lage dazu sein, mehrere Gehege miteinander zu verbinden, wenn man diese Art der Einfriedung nutzen möchte.

Ausbrecher-König-Galerie der Schildkroetensuche.org

Katha Blacks Ausbrecher-König, klettert über den Drahtzaun.

Die gezeigten Fotos enstammen der Galerie der bit.ly/Schildisuche, der Facebookgruppe der schildkroetensuche.org.

Planung eines Schildkröten Geheges mit einer lichtdurchlässigen, ausbruchsicheren Einfriedung mit Hohlkammer-Platten, im unteren Bereich blickdicht durch opaque Hohlkammerplatten.