Dauerhafte Terrarienhaltung ist für Europäische Landschildkröten ungeeignet, aber leider finden sich dennoch viele Tiere dort vor.
Europäische Landschildkröten gehören nicht ins Terrarium, da sie für eine artgerechte Entwicklung ein Freigehege mit natürlichen Umwelteinflüssen wie Sonne, Wind, Regen und wechselnden Temperaturen benötigen. Außerdem benötigen sie ein beheiztes Frühbeet mit UV-Lampe und Heizung.
In einem Terrarium können zentrale Stoffwechselprozesse, Verdauung und eine natürliche Winterstarre nicht korrekt ablaufen. Zudem kommt es häufig zu Überhitzung sowie zu unnatürlichen Wachstums- und Krankheitsbildern.
Die Frage stellt sich: Dürfen diese Tiere zumindest in die Winterstarre gehen?
Die Antwort lautet: Nur unter bestimmten Voraussetzungen – und immer erst nach reptilientierärztlicher Abklärung.

1. Tierärztliche Untersuchung vor der Winterstarre
Bevor im Terrarium gehaltene Europäische Landschildkröten in die Winterstarre gehen dürfen, ist eine umfassende Untersuchung durch einen erfahrenen Reptilientierarzt notwendig.
Wichtige Punkte der Untersuchung
- Blutuntersuchung: Terrarientiere haben häufig stark abweichende Blutwerte. Ist das der Fall, dürfen sie zunächst nicht starren, sondern müssen medikamentös stabilisiert werden.
- Röntgenuntersuchung: Panzer-, Skelett- und Organstatus
- Kotuntersuchung: Aufgrund des engen Lebensraums sind Terrarientiere oft stark mit Parasiten belastet.
- Hydration: Viele Terrarientiere sind dehydriert. Oft bekommen sie beim Tierarzt Infusionen. Regelmäßiges Setzen in die Badeschale kann auf Anraten des Reptilientierarztes bei der Problemlösung unterstützen.
2. Optimierung der Terrariumhaltung
– falls ein Umstieg in Warmhaltung kurzfristig nicht möglich ist
Falls sich eine Umstellung auf ein beheiztes Frühbeet mit Freigehege nichtzeitnah realisieren lässt, muss das Terrarium zwingend optimiert werden, um den Tieren zumindest eine halbwegs geeignete Vorbereitung auf die Winterstarre zu ermöglichen.
Notwendige Optimierungsmaßnahmen
- UV-Beleuchtung: idealerweise hochwertige HID-Leuchten, die durch Zeitschaltuhren gesteuert werden. Zusätzlich ist eine gute Grundbeleuchtung mit speziellen Reptilien LEDs erforderlich.
- Geeignetes Substrat: Schildkrötensubstrat oder gesiebter Mutterboden, mit Kalkschotter für Trittfestigkeit an Laufwegen; wöchentlich erneuern.
- Hohe Luftfeuchtigkeit: Mehrfach tägliches Besprühen.
- Artgerechte Fütterung: Nur Wildkräuter.
- Hitzestau vermeiden:
- Deckel entfernen
- Scheiben ausbauen und durch Gitter ersetzen
- Feuchte Verstecke: Viele bodennahe Pflanzen, feuchte Rückzugsmöglichkeiten, zusätzlich eine „Wet Box“ mit Sphagnummoos.
- Kalzium bereitstellen: Sepia und Algenkalk ständig verfügbar.
- Nachts: Temperatur nachts stets deutlich absenken, Luftfeuchtigkeit erhöhen.
3. Wenn der Tierarzt die Winterstarre erlaubt
Ist das Tier aus medizinischer Sicht bereit für die Winterstarre, bleibt das größte Problem:
Wie erreicht man geeignete Temperaturen?
Absenkung der Temperaturen
- Ein Raum wird benötigt, in dem das Fenster dauerhaft geöffnet bleiben kann.
- Ziel: dauerhaft unter 8 °C.
- Alternativ: Nutzung eines Balkons ab ca. Mitte Oktober zur kontrollierten Abkühlung im Terrarium.
- Anschließend: Kontrollierte Überwinterung im separaten Überwinterungskühlschrank.
Ein „Herumdümpeln“ bei zu warmen Temperaturen über 8 °C ist lebensgefährlich – der Stoffwechsel läuft an, während die Tiere gleichzeitig weder fressen noch ausreichend Wasser aufnehmen: Austrocknung und Verhungern drohen.
4. Verantwortung nach der Winterstarre
Der Winter sollte unbedingt genutzt werden, um für die Zeit nach der Starre eine artgerechte Haltung zu planen – oder das Tier in artgerechte Haltung abzugeben.
Denn eines ist klar:
Dauerhafte Terrarienhaltung ist für Europäische Landschildkröten nicht geeignet, wenn man ihre Gesundheit erhalten möchte.