Der Chicorée

Chicorée (Cichorium intybus var. foliosum) in der Schildkrötenhaltung

Eignung als Futterpflanze

Chicorée ist als gelegentliche Beifutterpflanze für Landschildkröten geeignet, jedoch nicht als Hauptnahrung. Er gehört botanisch zur Wegwarte (Cichorium intybus) und damit zu einer Pflanzengruppe, die von europäischen Landschildkröten gut akzeptiert wird.

Besonders wertvoll sind die Bitterstoffe, die die Verdauung anregen und dem natürlichen Nahrungsspektrum näherkommen als viele handelsübliche Salate.


Welche Chicorée-Form ist für Schildkröten sinnvoll?

1. Grüner, nicht gebleichter Chicorée / Wegwarten-Austrieb (optimal)

  • Dunkelgrüne, feste Blätter
  • Höherer Bitterstoff- und Ballaststoffgehalt
  • Nährstoffreicher
  • Entspricht am ehesten der natürlichen Nahrung
    Bevorzugte Variante, besonders bei selbst gezogenen Pflanzen

2. Gebleichter Supermarkt-Chicorée (akzeptabel als Not-Futter)

  • Blassgelbe, zarte Blätter
  • Deutlich reduzierter Bitterstoffgehalt
  • Weniger strukturreich
    ➡ Wird meist gern gefressen, sollte aber nur als Abwechslung dienen
  • Wichtig: Stellt man den Chicorée in Wasser auf die Fensterbank, treibt er grün durch. Dann ist er bereits gesünder als die gebleichte Variante.

3. Verwandte Wegwarten-Züchtungen (geeignet)

  • Radicchio, roter Chicorée
  • Enthalten mehr Bitterstoffe als gebleichter Chicorée
    ➡ Gute Alternative im Winter
Im Uhrzeigersinn: Die Wegwarten-Gewächse Wegwarte, Chicorée und Radicchio.

Nährstoffliche Einordnung (roher Chicorée)

  • Sehr hoher Wassergehalt → kein Alleinfutter
  • Geringer Energiegehalt
  • Enthält u. a.:
    • Kalium
    • Calcium (moderat)
    • Ballaststoffe
  • Kein Cholesterin, kaum Fett

Ergänzungsfutter, nicht struktur- oder rohfaserreich genug für den täglichen Bedarf. Bei Fütterung sollte er nach dem Waschen mit getrockneten Wildkräutern überstreut werden, um ihn mit Rohfaser anzureichern.


Fütterungsempfehlung

  • Menge: kleine Portionen
  • Häufigkeit: gelegentlich, nicht täglich
  • Darreichung:
    • grob zerpflückt
    • im Gehege verteilt (Förderung der Futtersuche)
  • Kombination: immer mit Wildkräutern (z. B. Wegwarte, Löwenzahn, Malve, Disteln)

Besonderheiten & Einordnung

  • Der Bitterstoff Lactucopikrin ist für Schildkröten unproblematisch und sogar erwünscht
  • Die industrielle Treiberei reduziert genau diese Bitterstoffe – deshalb ist grüner Chicorée deutlich vorzuziehen
  • Chicorée eignet sich besonders:
    • in der Winterfütterung
    • als Abwechslung bei eingeschränkter Wildpflanzenverfügbarkeit

Kurzfazit für die Praxis

✔ geeignet als Ergänzungsfutter
✔ gut akzeptiert
✔ verdauungsfördernd
✖ nicht als Hauptfutter
✖ gebleichte Ware nur eingeschränkt wertvoll

Merksatz:

Je grüner und bitterer der Chicorée, desto näher ist er an einer artgerechten Schildkrötenernährung.

Wegwarte als Wildkraut ist eindeutig die gesündeste Varante für unsere Schildkröten.