Kot

Der Kot von herbivoren Landschildkröten sollte bestimmte Charakteristika aufweisen, die auf eine gesunde Verdauung und Ernährung hinweisen. Der Darm unserer Landschildkröten ist auf die Verdauung von langfaserigen Pflanzenfasern ausgelegt, die unter anderem mithilfe von Enzymen verdaut werden. Weicht die Fütterung hiervon ab, kann die wertvolle Darmflora gestört werden. Früchte können beispielsweise durch ihren hohen Zuckergehalt die explosionsartige Vermehrung von Darmparasiten begünstigen.

Als Schildkrötenhalter sollte man den Kotabsatz seiner Tiere im Auge behalten.

Es ist wichtig, als Halter den Kotabsatz im Auge zu behalten, um gesundheitlichen Problemen vorbeugen zu können. Der erste Kotabsatz nach der Winterstarre sollte sogar dokumentiert werden, weil das ein wichtiger Indikator dafür ist, ab wann gefressen wurde, und der Stoffwechsel wieder angelaufen ist. Das gleiche gilt für das Absetzen von Urat, das häufig gleichzeitig oder kurz hintereinander erfolgt, beispielsweise nach dem Aufsuchen der Badeschale. Auch im Herbst sollte beim allmählichen Herunterfahren der Temperaturen der Kotabsatz im Auge behalten werden.


Normalerweise sollte der Kot folgende Eigenschaften aufweisen: 

1. Konsistenz:

Er sollte fest und geformt sein, ähnlich wie bei allen Pflanzenfressern mit einem hohen Ballaststoffanteil in der Ernährung. Er sollte nicht zu fest oder zu trocken sein, was auf Dehydration hinweisen könnte, und auch nicht zu weich oder flüssig, was auf Verdauungsprobleme oder eine unausgewogene Ernährung hindeuten könnte. Die Verfütterung von viel Löwenzahn kann beispielsweise zu Durchfall führen, und sollte nur moderat erfolgen. Es können unverdauliche Pflanzenfasern im Kot wieder ausgeschieden werden.

Kot einer gesunden Landschildkröte, der zusammen mit etwas Urat (weiße Masse) abgesetzt wurde.

Generell ist der Kot von wildlebenden Schildkröten sehr trocken, was ein Hinweis auf das eingeschränkte Wasserangebot im Habitat ist. Die Schildkröten dort müssen sehr gut mit Feuchtigkeit haushalten, da sie lange Trockenperioden überstehen müssen.

2. Farbe:

Der Kot sollte eine dunkelgrüne bis dunkelbraune, fast schwarze Farbe haben. Die genaue Farbe kann je nach der Art der aufgenommenen Nahrung variieren, sollte aber im Wesentlichen den verzehrten Pflanzentyp widerspiegeln. 

Kot mit vielen unverdaulichen, langfaserigen Pflanzenresten. Dies ist normal und weist auf eine artgerechte Ernährung hin.

3. Geruch:

Der Kot unserer herbivoren Tiere sollte nicht allzu stark riechen. Ein unangenehm starker Geruch könnte auf eine Verdauungsstörung oder einen Befall mit Parasiten hindeuten. Dies sollte durch eine Kotuntersuchung beim Reptilientierarzt abgeklärt werden (siehe unten).

4. Inhaltsstoffe:

Der Kot sollte keine unverdaulichen Materialien wie Steinchen oder Plastikstückchen enthalten. Zudem sollten keine unverdaute Nahrung oder Parasiten sichtbar sein. Einen „normalen“, behandlungsbedürftigen Parasitenbefall kann man übrigens nicht mit bloßem Auge erkennen, sondern nur eine extreme Verwurmung (siehe unten). Normal hingegen sind längere Nahrungsfasern, die so gut wie unverdaut wieder zum Vorschein kommen.

Schildkröten-Kot auf einem Blatt Riesenlöwenzahn

Oft wird Kot gemeinsam mit Urat beim Bad abgesetzt, und sehr häufig auch auf Futterresten. Es kursiert in Schildkrötenkreisen die Aussage, dass die Schildkröten Kot auf Futterpflanzen hinterlassen, um ihr Wachstum zu fördern. Leider konnte ich dazu bisher keine Quelle in der Literatur finden.
Gelegentlich kann man die Schildkröten dabei beobachten, daß sie den Kot anderer Schildkröten und weiterer Tiere fressen. Dies nennt man Koprophragie, und es hängt damit zusammen, dass sie herbivore Nahrungsopportunisten sind. In menschlicher Haltung sollte dies vermieden werden, indem der Kot regelmäßig abgesammelt wird.

Die regelmäßige Beobachtung des Kots ist wichtig, um die Gesundheit der Schildkröte zu überwachen. Jegliche signifikanten Veränderungen in Konsistenz, Farbe oder Geruch können ein Hinweis darauf sein, dass eine Anpassung der Ernährung erforderlich ist oder ein gesundheitliches Problem vorliegt, das von einem Reptilientierarzt abgeklärt werden sollte. Eine ausgewogene Ernährung, die aus einer Vielzahl von faserreichen Pflanzen besteht, ist entscheidend für die Gesundheit herbivorer Landschildkröten.

Das Füttern von befeuchtetem Agrobs Testudo im Sommer trägt maßgeblich zur Darmgesundheit bei, Foto: B. Wagner

Die Darmpassage 

Die Darmpassage bei einer Europäischen Landschildkröte kann variieren und hängt von mehreren Faktoren ab, einschließlich der Umgebungstemperatur, der Art und Menge der aufgenommenen Nahrung, dem allgemeinen Gesundheitszustand und dem individuellen Stoffwechsel der Schildkröte. Im Allgemeinen kann die Darmpassage bei Griechischen Landschildkröten zwischen einigen Tagen bis zu mehreren Wochen dauern. Die Umgebungstemperatur spielt eine entscheidende Rolle, da Schildkröten wechselwarme Tiere sind und ihre Verdauung stark von der Außentemperatur beeinflusst wird. Bei optimalen Temperaturen, die in ihrem natürlichen Lebensraum in der Regel zwischen 25 und 30 Grad Celsius liegen, ist die Verdauung effizienter und schneller. Bei niedrigeren Temperaturen verlangsamt sich der Stoffwechsel, was zu einer längeren Darmpassage führen kann. Es ist wichtig, der Schildkröte Zugang zu einem geeigneten Temperaturgradienten zu bieten, damit sie ihre Körpertemperatur regulieren und optimieren kann, um eine gesunde Verdauung zu fördern. Ebenso sollte auf eine ausgewogene Ernährung mit ausreichendem Faseranteil geachtet werden, um die Verdauung zu unterstützen. Bei anhaltenden Verdauungsproblemen sollte ein Tierarzt konsultiert werden, der auf Reptilien spezialisiert ist. Anhaltende Pressbewegungen einer Schildkröte können unter anderem auf eine Verstopfung oder Legenot hindeuten, dies sollte unbedingt vom Reptilientierarzt abgeklärt werden. Bei einer Verstopfung kann es in Extremfällen sogar zu einem Prolaps von Organen kommen (siehe auch Gesundheit).

Bei artgerechter Haltung sollte auch in der Vorbereitungszeit auf die Starre ein sogenanntes „Zwangsbaden“ zur Anregung des Abkotens unterbleiben. Stattdessen sollte stets frisches Badewasser zur freien Verfügung angeboten werden.
Ein aktives Baden der Tiere hingegen sollte nur auf Anweisung des Reptilientierarztes erfolgen. Bei Verstopfung oder Leber- und Nierenproblemen wird beispielsweise häufig dazu geraten, die Tiere regelmäßig in ihre Badeschale im Frühbeet zu setzen.

Das Angebot von stets frischem Badewasser kann zum Baden anregen und damit das Absetzen von Kot erleichtern

Die Kotuntersuchung auf Darmparasiten

Mehrmals im Jahr sollte eine Kotuntersuchung auf Darmparasiten beim Reptilientierarzt oder im Speziallabor durchgeführt werden. Mehr Information darüber findet man hier:

Beispiel für ein Kotproben-Set zum Einschicken